In ihrer Rede am 18.07.2020, machte eine Kollegin aus dem Klinikum Nürnberg deutlich, dass das Bild eines Gesundheitssystems, das allen Anforderungen gewachsen sei, eine freche Lüge ist, die angesichts der Pandemie der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Wir dokumentieren ihre Rede im Wortlaut.
Wir sind auch heute wieder hier und wir sind auch heute wieder laut. Wir wollen uns weder mit Applaus, noch mit einem Pflegebonus abspeisen lassen. Schon gar nicht, wie es allen Ernstes in Rheinland Pfalz passierte: von der Regierung mit Lavendel pflanzen ruhigstellen lassen.
Die Arbeitsbedingungen im Krankenhaus machen krank. Zu wenige Pflegekräfte für zu viele Patienten. Das machen wir nicht mehr mit! Zuwenige Reinigungskräfte, die viel zuwenig Zeit haben, unter starken Druck stehen und dann auch noch kaum genug zum Leben verdienen. Die Pandemie hat gezeigt: So geht es nicht weiter. Durch die ständig knapp bemessene Personalbesetzung in allen Bereichen, mussten während der Corona Pandemie viele Bereiche in den Krankenhäusern schließen oder heruntergefahren werden, damit es genug Kapazitäten für an Covid 19 erkrankte Patienten gab. Die Besetzungen der Stationen sind so berechnet, dass bei jedem Ausfall auch nur einer KollegIn jemand einspringen muss. Für eine neue Virusinfektion wie Covid 19 ist da kein Platz. So wurden während der Pandemie für mehrere Monate viele eigentlich geplanten Operationen verschoben und ganze Stationen geschlossen, um genügend Personal vorhalten zu können für die Versorgung der Viruserkrankten.
Ein Armutszeugnis für ein so reiches Land wie Deutschland. In Deutschland kommt es durch das unsägliche Fallpauschalensystem zu Fehlanreizen. Einer Überversorgung bei lukrativen Krankheitsbildern wie Hüft-Operationen oder Herzkathetern, steht eine Unterversorgung beispielsweise bei Geburtshilfeabteilungen oder Kinderkliniken gegenüber.
Wir wollen nicht, dass Ärzte überlegen, welche Fälle sich lohnen. Wir wollen ein Gesundheitssystem, dass sich an der bestmöglichen und sinnvollen Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung ausrichtet. Diese muss dann auch bezahlt werden. Dafür setzen wir uns gemeinsam ein: Beschäftigte im Gesundheitswesen und potentielle PatientInnen, die sich eine bessere Gesundheitsversorgung ohne Profitorientierung wünschen.
Wir werden dies auch weiterhin tun, auch wenn dies vielen Vorgesetzten sowohl hier als auch an anderen Kliniken nicht gefällt. Wir lassen uns nicht mit 500 Euro Bonus und warmen Worten abspeisen. Es braucht konsequent und dauerhaft mehr Lohn und mehr Personal im Krankenhaus, damit diese so systemrelevanten Berufe wieder lukrativ für junge Menschen werden. Die Bevölkerung muss zu jedem Zeitpunkt und mit jeder Krankheit gut versorgt werden.
Wir sind, wir waren und wir werden immer systemrelevant sein. Schon in den letzten Jahren haben viele Krankenhausbeschäftigte für Entlastungstarifverträge gestreikt, breite Bündnisse für mehr Personal und die Bewegung der Volksbegehren für bessere Personalbemessung haben gezeigt: Die Bevölkerung steht hinter uns. Und mehr und mehr Beschäftigte im Gesundheitswesen haben genug von leeren Versprechungen. Wir erwarten politisches Handeln jetzt.
Nie wieder Kostenfaktor! Weg mit den Fallpauschalen! Applaus reicht nicht. Gemeinsam werden wir jetzt laut für ein besseres Gesundheitssystem! Macht mit bei unserer Initiative „Gesundheit statt Profit“, streitet auch in und mit Ver.di für bessere Arbeitsbedingungen und bessere Personalbemessung in Krankenhäusern und Altenheimen.