Film und Diskussion – Der marktgerechte Patient

Film mit Diskussion 29.03.2023, 18:00 Uhr, Nürnberg, Casablanca. Dokumentation über die Kommerzialisierung des Gesundheitssystems.

Seit der Umstellung der Krankenhausfinanzierung auf sogenannte Fallpauschalen steht für deutsche Klinken nicht mehr der kranke Mensch, sondern der Erlös aus seiner Behandlung im Vordergrund. Der Film deckt die gefährlichen Auswirkungen dieser Ökonomisierung auf Patienten und Klinikbeschäftigte auf.

Im Anschluss an den Film Diskussion zur aktuellen Entwicklung (aktuelle Tarifrunde, Lauterbachs Krankenhausreform, Kämpfe der Krankenhausbewegung etc.) mit:

  • Antje Hauptmann (Fachpflegekraft am Klinikum Nürnberg, Initiative Gesundheit statt Profit)
  • Dr. med. Alfred Estelmann, IPPNW e.V., ehemals Vorstand des Klinikums Nürnberg
  • Philipp Bornschlegl (Kinderarzt am Klinikum Nürnberg, IPPN)
  • Wolfgang Lederer-Kanawin (Allgemeinarzt, attac, vdää)

Eintritt: 4.40€ (Tickets)

Ein „FILM VON UNTEN“ von Leslie Franke und Herdolor Lorenz, 82 Min.

Inhalt:

Es gibt zahllose Berichte über skandalöse Zustände in den deutschen Krankenhäusern. Erstaunlicherweise fehlt dabei aber fast immer der Bezug auf die wesentliche Ursache dieser Zustände: die seit 2003 verbindliche Vergütung der Krankenhäuser durch sogenannte Fallpauschalen. Nach ihr hat jede diagnostizierbare Krankheit einen fixen Preis. Wer mit möglichst geringen Kosten den Patienten schnell abfertigt, macht Gewinn. Wer sich auf die Patienten einlässt und nach Tarif bezahlt, macht Verluste.

Die Einführung der Fallpauschalen (DRG) vor 30 Jahren war der radikale Schritt zur kompromisslosen Kommerzialisierung. Seither wird der Mensch dort, wo er am Verletzlichsten ist, nämlich als hilfsbedürftiger Patient, den gnadenlosen Prinzipien von Gewinn und Verlust untergeordnet, der Anteil der privaten Träger von Krankenhäusern hat sich vervielfacht, die Zahl der öffentlichen und gemeinnützigen Kliniken ist gesunken. Wir sind nicht am Zurschaustellen von Skandalen interessiert. Uns kommt es beim Aufdecken von Folgen vor allem auf die zentralen Ursachen der unhaltbaren Zustände in Krankenhäusern an. Nur so sind sie zu verändern.

Im Dezember 2022 hat Gesundheitsminister Lauterbach verkündet, dass das System DRG sei ein Fehler gewesen (das er selber mitverantwortet hatte) und dass es abgeschafft werden soll. Tatsache aber ist: Nur in einem Teil der Krankenhäuser werden die DRG durch so bezeichnete Vorhaltepauschalen ersetzt, wohnortnahe Krankenhäuser der unteren Versorgungsstufesollen in ambulante Behandlungszentren umgewandelt werden, eine Schließung von Krankenhäusern in der Fläche droht, die Arbeitsbedingungen werden nicht automatisch besser.

Weitere Informationen: https://der-marktgerechte-patient.org/