Pressemitteilung der „Initiative Gesundheit statt Profit“ vom 13.10.2020
Gebetsmühlenartig wiederholt derzeit die Leitung des Klinikums Nord Vorwürfe gegen streikendes Klinikpersonal und die Gewerkschaft ver.di, die Streikmaßnahmen würden dazu führen, dass das Patientenwohl nicht mehr gesichert werde könne.
Klinikbeschäftigte, die sich der Initiative Gesundheit statt Profit angeschlossen haben und sich selbst im Streik befinden, berichten, dass die Äußerungen der Chefärzte bei den KollegInnen ungeheure Empörung auslösen.
Zuletzt hatte Chefarzt-Sprecher Prof. Erwin Schultz behauptet, die Patienten könnten infolge des Streiks Schaden erleiden. „Erst mussten wir eine Notdienstvereinbarung erkämpfen, dann boykottiert die Klinikleitung die Verhandlungen in der Clearingstelle und nun versucht sie die öffentliche Meinung mit solchen Behauptungen gegen uns aufzubringen.“, empört sich die Sprecherin der Initiative Anja Schmaizl.
Besonders aufgebracht sind die Beschäftigten über Äußerungen der Klinikleitung, mit der sie die Verschiebung von Tumoreingriffen den Streikenden in die Schuhe schieben wollen. „Jeder meiner KollegInnen weiß, dass im Normalbetrieb täglich Operationen verschoben werden müssen, die nicht dringend sind, weil sie nicht mehr abgearbeitet werden können. Das Personal reicht hinten und vorn nicht und ist völlig überlastet. Deshalb streiken wir ja unter anderem, um diesen Zustand zu ändern.“, so Schmaizl.
Wir sind sicher, dass die verantwortlichen MedizinerInnen auch jetzt alle Eingriffe durchführen, die notwendig sind. Die Beschäftigten, die sich im Streik befinden, wollen eben dies durch die Notdienstvereinbarung absichern. Offenbar ist es jedoch die Absicht der Klinikleitung PatientInnen und Angehörige zu verunsichern, um Stimmung gegen den Streik zu machen.
Besser täten sie daran, sich den Forderungen einer Mehrzahl unserer KollegInnen an den Kliniken anzuschließen. Denn die reine Lohnforderung ist für sie Nebensache. Sie hoffen, dass endlich ein grundlegender Politikwandel stattfindet. „Die politisch Verantwortlichen wissen seit Jahren, dass es einen Pflegenotstand gibt,“ sagt Anja Schmaizl. „Sie haben nicht gehandelt. Jetzt handeln wir.“
Der Aufstand der GesundheitsarbeiterInnen ist im Interesse der ganzen Bevölkerung. Denn der Pflegenotstand kostet Menschenleben. Bereits wenn eine Pflegekraft sieben Patienten statt sechs versorgen muss, steigt die Sterblichkeit um 7%! In Deutschland jedoch versorgt eine Pflegekraft im Krankenhaus tagsüber auf Normalstation im Durchschnitt 13 Patienten, nachts noch mehr.
In der Initiative Gesundheit statt Profit haben sich PflegerInnen, ServicemitarbeiterInnen, TherapeutInnen, Rettungskräfte, PatientInnen, pflegende Angehörige und AktivistInnen zusammengeschlossen, um ein solidarisches Gesundheitssystem zu erreichen, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Wie zahlreiche ähnliche Gruppen und Bündnisse in Deutschland setzen wir uns dafür ein, dass das Gesundheitssystem künftig bedarfsgerecht finanziert wird und sich nicht mehr an der Marktlogik orientiert.