Zum vierten Mal wurde die Initiative Gesundheit statt Profit am 18. Juni in Nürnberg aktiv. Mit der von der Initiative solidarischer ArbeiterInnen mitorganisierten Kundgebung vor dem Klinikum Nord, an der sich ca. 70 Menschen beteiligten, wurde erneut auf die Krise des Gesundheitssystems aufmerksam gemacht, die nicht von einem Virus verursacht wird, sondern logische Konsequenz eines profitorientierten Gesundheitssystems ist.
Vor allem die Abschaffung des Systems der Fallpauschalen, das die individuellen Bedürfnisse von Patienten missachtet und den Klinik-Beschäftigten eine mangelhafte Betreuung aufzwingt, stand im Vordergrund des Protests. Mit ihrer Aktion setzten sich die TeilnehmerInnen aber auch für mehr Personal, gute Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen ein. Damit unterstützt die Initiative Gesundheit statt Profit langjährige Forderungen für Entlastung und nach Maßnahmen gegen den Pflegenotstand.
Was Pflegenotstand konkret für Beschäftigte und die Pflegebedürftigen bedeutet, führte eine Altenpflegerin in ihrer Rede in Form eines detaillierten und in eindrücklichen Worten formulierten Protokolls ihres Arbeitstages im Pflegeheim vor Augen, das durch erschütternde Details betroffen machte.
Nicht weniger aufrüttelnd wirkte ein Grußwort, dass die Versammlung am Nordklinikum aus Bremen erreichte. Das dortige Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus und die Betriebsgruppe „Uns reicht`s“, die erst am Mittwoch mit den gleichen Forderungen auf die Straße gegangen waren, kritisierten in dem Grußwort eine krankmachende Arbeitshetze für die Beschäftigten und eine menschenverachtende Fließbandpflege, die das Ergebnis eines profitorientierten Gesundheitssystem sei.
Eine Kollegin aus dem Klinikum machte deutlich, dass das Bild eines Gesundheitssystems, das allen Anforderungen gewachsen sei, eine freche Lüge ist, die angesichts der Pandemie der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Vielmehr sei das System, in der Personalmangel Kalkül ist, und die Tatsache, dass der Klinikbetrieb massiv heruntergefahren werden musste, um möglichen Belastungen durch die Pandemie standzuhalten, ein „Ein Armutszeugnis für ein so reiches Land wie Deutschland.“
„Wir lassen uns nicht mit 500 Euro Bonus und warmen Worten abspeisen.“, formulierte die Krankenpflegerin unter dem Applaus der KundgebungsteilnehmerInnen. „Es braucht konsequent und dauerhaft mehr Lohn und mehr Personal im Krankenhaus, damit diese so systemrelevanten Berufe wieder lukrativ für junge Menschen werden. Die Bevölkerung muss zu jedem Zeitpunkt und mit jeder Krankheit gut versorgt werden.“
Ein Sprecher von „Gesundheit statt Profit“ kündigte an, die Initiative wolle die Beschäftigten in den Tarifauseinandersetzungen, die sich nach der arroganten Verweigerungshaltung der Arbeitgeber und ihrer frechen Forderung nach einer Nullrunde für den Herbst abzeichnen, mit Aktionen unterstützen. Ein deutlicher Einkommenszuwachs wäre schließlich im Interesse aller, da die schlechte Bezahlung und die miesen Arbeitsbedingungen der Beendigung des Pflegekräftemangels im Weg steht.
Bundesweit seien in zahlreichen Städten ähnliche Gruppen und Bündnisse aktiv, wie die Initiative Gesundheit statt Profit hier in der Metropolregion. Im Verein mit gewerkschaftlichen Aktivitäten könne dies eine explosive Mischung ergeben.
In künftigen Aktionen will die Initiative nun auch Erlangen und Fürth einbeziehen.